Merkurtransit

9.5.2016

 

  

Am 9. Mai 2016 fand ein recht seltenes Ereignis statt. Der Planet Merkur bewegte sich von der Erde aus gesehen an der Sonne vorbei. Ein Problem sind bei solchen seltenen Ereignissen immer die Witterungsbedingungen. In diesem Fall waren sie nicht schlecht. Bei geringer Bewölkung zogen nur gelegentlich Wolken durch das Bild. Leider störten Windböen bei den Aufnahmen. Insgesamt bin ich aber recht zufrieden mit diesem langen Beobachtungstag.

 

Hier unten direkt ein Ausschnitt aus der Summe aller Aufnahmen. Ich habe ganz einfach die zentrierten Einzelbilder des Videos (im Abstand von 6 Minuten) verwendet, um sie zu erstellen. Bei einer Aufnahmezeit von über 6 Stunden sind natürlich Sonnenflecken durch die Rotation der Sonne schon deutlich verschmiert, wie man in der Gesamtaufnahme erkennen kann. Die wenigen fehlenden Aufnahmen (bedingt durch Wolken) habe ich durch Simulationen ersetzt.

Alle hier dargestellten Aufnahmen entstanden mit der Canon EOS 1100 Da durch das 250/1016 Newton-Teleskop mit Sonnenfilterfolie bei 1/500s Belichtungszeit. Die Bearbeitung erfolgte mit Fitswork, Giotto und Corel Photopaint

 

Um den Merkurtransit möglichst lange aufnehmen zu können, zog ich das Stativ recht weit aus. So befand sich die Kamera in rund 2m Höhe. Ich musste eine Leiter verwenden, um die Aufnahme verfolgen zu können. Das war erst mal kein Problem. Leider hatten die Windböen in dieser Höhe leichtes Spiel. So sind durch den Wind einige Bilder verwackelt worden. Aber nicht nur das. 

Da ich zum Aufbauen des Teleskops nicht allzu viel Zeit hatte, war an eine exakte Ausrichtung der Montierung nicht zu denken. Am Tage ist das sowieso schon nicht ganz einfach. Schnell, mit Kompassgenauigkeit musste es ausreichen. Der Nachteil war, dass die Sonne ständig aus dem Bild wanderte. So musste ich die komplette Aufnahmeserie von der Leiter aus überwachen. Glücklicherweise hatte ich Unterstützung, sodass ich hier auch mal kurze Pausen machen konnte.

Am einfachsten ließ sich das Bild auf dem "Live-View" der Kamera kontrollieren. Bei 1/500s sollte das keine Probleme geben. Nach etwa einer Stunde kontrollierte ich die ersten Aufnahmen und stellte fest, dass es doch Probleme gab. Die mehrfache Spiegelbewegung erzeugte Vibrationen und damit selbst bei 1/500s unscharfe Bilder. So kontrollierte ich alle weiteren Aufnahmen durch den Sucher, was auf der Leiter doch ein wenig schwieriger war. Aber nun waren die meisten Aufnahmen schärfer.

 

Eines hatte ich in der Kürze der Zeit noch vergessen. Der CLS-Filter befand sich von den letzten Nachtaufnahmen noch in der Kamera. Aber das war nicht so schlimm. Eine nachträgliche Farbkorrektur sollte das kompensieren können.

 

Das Bild links ist eine Zusammenstellung aus mehreren Aufnahmen in Originalgröße, in denen ich jeweils durch Stacking und andere Arbeitsschritte die Bildschärfe der Sonneflecken und anderer Details optimiert habe.

 

Durch einen Sonnenfilter versuchte ich auch, den Merkur vor der Sonne mit bloßem Auge zu erkennen. Das ist mir aber nicht gelungen. Entweder ist er mit einem Durchmesser von nur etwa 12" doch zu klein, oder meine Augen sind dafür nicht mehr ausreichend geeignet. Dafür hatte ich noch ein zweites Teleskop zur visuellen Beobachtung aufgebaut. 

 

 

Damit war die Beobachtung sehr gut möglich. Was mir aufgefallen ist, ist dass das Merkurscheibchen richtig schwarz erschien, während die Sonnenflecken einer eher graue Färbung haben. Die Ursache ist natürlich die immer noch sehr hohe Temperatur in den Sonnenflecken. Sie ist zwar um rund 2000 K geringer, als auf der umgebenden Sonnenoberfläche und scheint uns daher dunkler als diese, aber allein genommen wären Sonnenflecken noch blendend hell. Der kalte Merkur erzeugt da einen deutlichen Kontrast. Das wird in den Aufnahmen nicht so deutlich wie beim Blick durch das Teleskop.

 

Aus den besten rund 100 Aufnahmen erzeugte ich noch ein Summenbild, das Merkur in stärkerer Vergrößerung vor der Sonne zeigt. Die Addition vieler Bilder macht es möglich. 

Mein Plan, alle Aufnahmen zu einem Zeitraffervideo zusammenzustellen, erwies sich als das aufwändigste, das ich bisher erstellt hatte. Nach je einer Minute hatte ich ein Bild aufgenommen. 13:00 Uhr begann die Aufnahmeserie. Durch die ungenaue Einnordung des Teleskops war die Sonne in jeder Aufnahme an einer etwas anderen Stelle des Bildes. Die Software schaffte es nicht, die Sonne selbstständig zu zentrieren. Trotz verschiedener Einstellung erhielt ich zwar Ausschnitte, die die Sonne enthielten, sie war aber in nahezu jedem Bild an einer etwas anderen Stelle. Die Aufnahmen, in denen Wolken die Sicht teilweise oder ganz versperrten, waren erst mal unbrauchbar. Ich musste sie einzeln nachbearbeiten. Da die wenigsten Monitore eine Auflösung von 12 Megapixeln haben und natürlich wegen der teilweise schlechten Bildschärfe, verkleinerte ich die Bilder für das Video.

Nun kam die Hauptarbeit. Die knapp 400 Aufnahmen, die ich bis etwa 19:30 Uhr erstellt hatte, musste ich nun mit Maus und Tastatur zentrieren. Das dauerte mindestens noch mal so lange, wie die Aufnahmeserie selbst.

 

Einige Bilder enthalten Wolken. Zum Glück sind es nur wenige Bilder, auf denen die Sonne deshalb überhaupt nicht mehr zu sehen ist. In Richtung Nordwesten war der Himmel leicht eingetrübt. Das ist auch im Video zu erkennen. Mit zunehmendem Verlauf wird die Sonne dort leicht rötlich eingefärbt. 

Am Ende verschwindet die Sonne in einem entfernten Baum, etwa 10° über dem Horizont. Bis zum Schluss wäre eine Aufnahmeserie nur bei perfekter Horizontsicht möglich gewesen.

Zeitraffervideo etwa 20s; codiert als XVID/MPEG4; 5,5 MB

(zum Abspielen ist VLC Media Player geeignet)